„Ups and downs“ beschreibt die wettkampfsintensive Woche ziemlich treffend.
Eine Woche vor den Wettkämpfen fiel der Startschuss für die Spitzensport RS 24/2. Für die Wettkampfvorbereitung stellte das eine zusätzliche Herausforderung dar, da die Trainingszeiten stark begrenzt waren (nur ein Training pro Tag). Zudem war die militärische Ausbildung sehr kräfteraubend, was ich körperlich deutlich spürte. Deshalb versuchte ich, die Trainingseinheiten so kurz und effizient wie möglich zu gestalten, um mehr Zeit für die Erholung zu haben.
Nach einem guten Training in Magglingen war am Montag Mittag (4.11.) die Abreise nach Chiasso. Am Dienstag und Mittwochmorgen hatten wir die Möglichkeit, in der Wettkampfhalle zu trainieren und uns mit den Geräten vertraut zu machen.
Der Wettkampf startete am Mittwochabend um 20:00 Uhr. Beim Arthur Gander folgt der Wettkampf einem Ausscheidungssystem, was bedeutet, dass wir selbst entscheiden können, an welchen Geräten wir beginnen möchten. Nach den ersten beiden Geräten erfolgt eine Ausscheidung, bei der die besten sechs Turnerinnen in die nächste Runde aufsteigen.
Ich entschied mich, zuerst den Sprung und danach den Stufenbarren zu turnen. Der Sprung lief sehr gut; ich zeigte einen sauberen Yurchenko gestreckt mit einer ganzen Schraube. Beim Stufenbarren passierte zu Beginn jedoch ein Fehler: Ich stürzte bei der Bückfelge mit ganzer Drehung, was einen Abzug von einem ganzen Punkt zur Folge hatte. Nach einem kurzen Griff in den Magnesiakorb setzte ich meine Übung fort. Sie lief zwar ganz gut, aber beim Abgang fehlte mir die nötige Höhe und Rotation, sodass ich bei der Landung mit den Händen abstützen musste – ein weiterer Sturz. Das Resultat war entsprechend schlecht und die Enttäuschung entsprechend groß.
Durch die beiden Stürze rutschte ich in der Rangliste nach hinten und belegte am Ende den 9. Platz. Ich erlaubte mir, mich bis zum Schlafengehen zu ärgern, aber sobald ich am Donnerstag aufstand, war der Wettkampf für mich abgehakt. Nun galt der gesamte Fokus dem Swiss Cup, der bereits in zwei Tagen anstand. Ich versuchte, aus den Erfahrungen vom Arthur Gander das Beste mitzunehmen und die Situation positiv zu sehen, um mich optimal auf den Swiss Cup vorzubereiten.
Am Donnerstag reisten wir mit dem Car, gefüllt mit Weltklasse-Turnerinnen und -Turnern (darunter auch Olympiasiegerin Kaylia Nemour), von Chiasso nach Zürich. Dort wurden wir mit einem Welcome Lunch begrüßt, und die Startreihenfolge wurde festgelegt. Auch dieses Jahr durfte ich im Team Schweiz 1 turnen, diesmal an der Seite von Florian Langenegger. Wie schon im letzten Jahr umfasst der Swiss Cup nicht nur den Wettkampf, sondern auch ein volles Programm außerhalb der Sporthalle. Am Donnerstagabend fand der jährliche Kidz Day statt, bei dem es immer wieder eine Freude ist, die Kinder beim Turnen zu erleben und sie in diesen Momenten zu unterstützen.
Am Freitag stand dann die letzte Trainingseinheit vor dem Swiss Cup an. Es war die letzte Gelegenheit, die letzten Anpassungen vorzunehmen und sich für den Saisonabschluss noch einmal Sicherheit zu verschaffen.
Mein Ziel für den Swiss Cup war klar: Meine Bestleistung zu zeigen, die Atmosphäre zu genießen und Freude zu haben. Ich wollte den Tag mit einer positiven Einstellung und Leichtigkeit angehen, um mich auch während des Wettkampfs genauso zu fühlen.
Ähnlich wie beim Arthur Gander folgt auch der Swiss Cup dem Ausscheidungsprinzip. Meine Taktik war die gleiche wie letztes Jahr: Ich begann mit dem Boden. Ich wusste, dass ich dort eine stabile Note erturnen konnte, und es ist für mich auch das Gerät, das ich am Wettkampf am meisten genieße – besonders bei einem Wettkampf wie diesem, bei dem die Performance nicht nur die Kampfrichter, sondern auch das Publikum erreicht. Die Nähe zum Publikum und der Showeffekt machen den Swiss Cup einzigartig im Vergleich zu anderen Wettkämpfen. Zum ersten Mal klatschten die Zuschauer zu meiner Musik, was mir unglaublich viel Freude bereitete und mich zusätzlich motivierte. Ich eröffnete den Wettkampf für mein Team, und wie geplant konnte ich meine Bodenübung abliefern. Dank einer starken Performance von meinem Teamkollegen Florian Langenegger zogen wir erfolgreich in die nächste Runde ein.
Für die zweite Runde war der Stufenbarren an der Reihe. Diesmal startete Florian mit unserem zweiten Gerät und zeigte eine sehr gute Leistung. Danach war ich dran. Ich turnte meine Übung durch. Es wäre gelogen zu sagen, dass ich die Übung vom Mittwochabend einfach vergessen hatte. Aber ich wusste, dass diese beiden Übungen nichts miteinander zu tun hatten, und dass, wenn ich heute an den Stufenbarren gehe, alles wieder von vorn beginnt.
Dank unserer Leistungen beendeten wir den Wettkampf am sechsten Schlussrang – ein Ergebnis, mit dem wir beide zufrieden sein können.
Wie schon im letzten Jahr hatte ich riesige Freude daran, beim Swiss Cup zu turnen. Die Atmosphäre ist einfach einzigartig, und ich bin sehr dankbar, diese Erfahrung machen zu dürfen.
Danke Swiss Cup Zurich! Danke STV! Danke liebe Zuschauer:innen! Danke an meine Trainer! Danke Flo!
Die Saison 2024 ist vollbracht. Unzählige Lektionen gelernt. Viel Schweiss verloren und schöne Ergebnisse und wertvolle Erfahrungen gewonnen.
Bodenübung (Swiss Cup 2024): https://youtu.be/gNjvhyEtw70?si=LT_uSqazonvUVTSH
Barrenübung (Swiss Cup 2024): https://youtu.be/2Q8b_u7FudQ?si=XseZu7LrEBbUPpwr
Fotos: STV, Lukas Iseli, Martin Fröhlich
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