Die Reise nach Rimini, am 28.4., war sehr angenehm, denn wir reisten gemeinsam mit dem Car nach Italien. Dadurch brauchte ich mir ausnahmsweise keine Sorgen um Übergepäck zu machen; es war lediglich wichtig, dass ich meine eigene Tasche tragen konnte. Während den Weltcups war ein zu schwerer Koffer immer wieder ein Problem beim Check-in. Nach circa 10 Stunden Reise waren wir in der Trainingshalle angekommen und konnten eine kleine Trainingssession einlegen, um den Körper zu aktivieren.
Der Tagesaublauf in Rimini: Am Morgen hatten wir ein Training am Strand. Das Ziel war dabei den Körper bereitzumachen mit Kraft- und Beweglichkeitsübungen für das Training in der Halle. Nach dem Mittagessen sind wir mit dem Car vom Hotel in die Trainingshalle gefahren und absolvierten dort das Training an den Geräten. Dabei lag der Fokus auf der Qualität der Ausführung und darauf, dass wir das Gefühl für die Geräte erlangen.
Am 30. April fand das Podiumstraining statt. Das verlief ziemlich gut und ich hatte ein gutes Gefühl auf den Geräten, somit ist auch die letzte Hauptprobe beendet.
Zwei Tage später, am 2. Mai, war der Wettkampftag, welcher für mich schon um vier Uhr morgens begann... Ich wurde von einem starken Ausschlag über dem ganzen Körper geweckt. Er war so schlimm das ich mitten in der Nacht die Ärztin aufsuchen musste. Bis heute ist mir nicht bekannt, auf was ich allergisch reagiert habe. Ich war sehr erleichtert, dass sie mir helfen konnte und der Ausschlag am nächsten Morgen verschwunden war.
Time to shine! Wir begannen unser Einturnen für den Wettkampf am Schwebebalken. Alles hat gut geklappt bis ich zum Stufenbarren gekommen bin. Ich hatte starke Probleme den Rhythmus des Holmens zu finden.
Mit dem unsicheren Gefühl ging es in die Wettkampfhalle. Jetzt hatte ich noch ein Versuch, um das Gefühl zu erlangen. Lange war ich nicht mehr so nervös vor meiner Barrenübung. Aufgrund der Ausganglage war das Ziel die Übung möglichst schnell hinter mich zu bringen. Ich habe mich deshalb dazu entschieden die Verbindungen raus zu nehmen und auf sicher eine Note zum Team beizusteuern. Meine Stufenbarrenübung war okay. Aufgrund des Nervosität war meine Ausführung nicht sehr gut, weshalb sich zum Schuss doch einige Abzüge angehäuft haben... (12.233 Punkte)
Am Schwebebalken ist mir ein unglaublich dummer Fehler passiert. Da ein Sprung im D-Wert abgestuft wurde und ich es gegen Ende der Übung noch einmals in der Sprungserie geturnt hatte, zählte der zum zweiten Mal ausgeführte Sprung nicht und ich hatte keine Sprungserie in meiner Übung. Eine Sprungserie ist am Balken, wie auch am Boden, eine Grundanforderung. Falls die nicht erfühlt wird, hat die Turnerin einen Punktedefizit von 0.5 Punkten. Zudem kamen die Abzüge des ersten Sprungs, da er nicht genau ausgeführt wurde. Deshalb ist meine tiefe Balkennote, auch ohne Sturz, (11.533 Punkte) nachvollziehbar. Das war bestimmt nicht die Note, die ich auf meinem Mehrkampfkonto haben wollte, aber der einzige Weg es wieder gut zu machen, sind gute Übungen am Boden und Sprung.
Die Bodenübung war so mittel gut. Die Akrolinien waren alle sehr sauber mit guten Landungen. Die gymnastischen Elemente waren in meinem Fall die Abzugsammler, dennoch war ich etwas enttäuscht von meiner Wertung (12.133 Punkte).
Der Sprung als letztes Gerät ist immer ein gutes Ende, denn die etwas höheren Noten können die Team-, wie auch die Einzelwertung, noch etwas anheben. Mit dem Team entschied ich mich dazu nur ein Yurchenko mit 1/1 Schrauben zu turnen, da die Ausführung des schwierigeren Sprungs noch nicht so gut war und da der Fokus des Wettkampfs nicht auf meiner Einzelrangierung liegt, sondern auf der Teamwertung. Ich turnte einen guten, soliden Sprung (13.033 Punkte).
In der Mehrkampfwertung hatte ich schlussendlich 48.932 Punkte. Ich war etwas enttäuscht nicht näher an die 50 Punkte geturnt zu haben, denn mein Zeil war es um die Top 30 zu turnen und dafür waren 50.065 Punkte nötig. Hätte ich so geturnt wie in den Qualiwettkämpfen wäre es möglich gewesen... Und genau das "möglich gewesen" hat einen bitteren Nachgeschmack. Es ist schön und motivierend zu wissen, dass es möglich ist, doch lieber hätte es klappen sollen. Dennoch muss ich sagen, dass ich stolz auf mich sein kann, in einem Teamwettkampf einen Mehrkampf turnen zu dürfen. Zudem kann ich sagen, dass alle meine Noten zur Teamwertung beigesteuert haben. Am Ende des Wettkampfs standen wir als Team auf dem 14. Rang.
Auf den ersten Blick eigentlich erneut nicht, was wir uns erhofft haben. Doch als Turnerin, die letztes Jahr an der EM, wie auch dieses Jahr dabei war, bin ich sehr stolz auf die Leistungen und den Fortschritt, den wir in einem Jahr machen konnten. Dabei geht es nicht nur, um die besseren Resultate, sondern auch die Art, wie wir Hürden und Schwierigkeiten als Team angehen, wie wir trainieren, wie wir gemeinsam funktionieren. Es weht ein ganz anderer Wind und das ist nicht zuletzt den Trainerteam zu verdanken, welches uns in die richige Richtung lenkt. Durch die Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren machen mussten, sind wir als Team menschlich, wie auch turnerisch gewachsen. Ich hoffe sehr, dass das, was ich spüre und sehe auch bei meinen Teamkolleginnen präsent ist, und dass es bald auch die Menschen ausserhalb sehen können.
Ich nutze gerne die Chance, um mich bei allen zu bedanken, die mich in den letzten Jahren verfolgt und unterstützt haben und die Leser:innen sind von diesem kleinen Blog. Vielen herzlichen Dank!
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Fotos: STV
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