Nach den Selektionswettkämpfen in Magglingen und Lenzburg schaffte ich die Nomination für das EM-Team.
Bis zur EM war noch ein Länderkampf gegen Österreich, wo ich nochmals viel Sicherheit gewinnen konnte.
Ein paar Wochen später, am 9.4.23, reisten wir nach Antalya ab.
Das Klima und die Umgebung waren sehr angenehm. Die Trainings- und Wettkampfhallen waren auch gut.
Dieses Jahr waren wir in der ersten Subdivision. Das hiess für uns, dass wir um 8:00 mit dem Einturnen in der Einturnhalle begonnen haben. Am Wettkampftag war das Aufstehen weniger ein Problem, da wir während der Vorbereitung oftmals auch um 8:00 begonnen haben zu trainieren. Die Einturnhalle war ziemlich gewöhnungsbedürftig, denn sie war in einem grossen Zelt. Der Boden bestand aus einzelnen Holzplatten, weshalb er sehr unregelmässig war. Das Anlaufen am Sprung war vom Gefühl her sehr komisch.
Den Wettkampf starteten wir am Sprung. Mein Sprung war sauber und ich war damit zufrieden.
Als nächstes Gerät kam der Stufenbarren. Als vierte Turnerin sollte ich ans Gerät gehen. Letzte zu sein, ist oftmals kein Problem für mich. Ich mag es sogar, da ich mehr Zeit zum Ausruhen habe. Meine Nervosität war vor der Übung höher als erwartet, da vor mir zwei Stürze in den Übungen aufgetreten sind. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie die Übung war. Ich habe sie irgendwie wie in Trance geturnt. Schlussendlich konnte ich glücklich sein, da ich sturzfrei durchgekommen bin.
Nach dem Stufenbarren kam der Zitterbalken. Zittrig war ich, womit ich im Moment nicht gut umgegangen bin. Bei den ersten zwei Elementen verliess ich das Gerät. Je länger ich auf dem Balken war, desto sicherer und besser wurde ich, doch zwei Stürze herauszuturnen ist nicht möglich. Es war sehr enttäuschend für mich am Balken versagt zu haben. Vor allem auch, weil ich mich sehr wohl mit dem Gerät gefühlt haben und viel Zeit und Arbeit investiert habe, um am Balken stärker und stabiler zu werden.
Am Schluss am Boden konnte ich mit dem Team ein gutes Ende auf das Podium stellen. Der Kampfgeist des ganzen Teams war da bis zum Schluss. Ich bin trotz unserer Fehler sehr stolz auf die Gruppe!
Durch die Stürze war ein entsprechendes Resultat zu erwarten. Wir haben die Qualifikation an die Weltmeisterschaft als Team verpasst.
Mit doppeltem Pech hat es mich erwischt. Ich war mit meiner Mehrkampfpunktzahl die dritte Schweizerin. Durch die Zwei-pro-Land-Regel verpasste ich als Einzelathletin das Ticket an die WM.
Die Enttäuschung und die Wut auf sich selber war sehr gross. Doch in mir innen war die Motivation für mehr schon sehr gross. Ich habe es zwar diesmal nicht geschafft, aber diesmal habe ich es knapp nicht geschafft. Vor ein paar Jahren war es bei weitem nicht möglich. Die Motivation und der Ehrgeiz waren da und grösser als noch nie. Nur waren sie nach dem Wettkampf von anderen Emotionen unterdrückt worden.
Nach den Europameisterschaften hatte ich Zeit, um mich dementsprechend zu sammeln. Ich verbrachte eine Woche nicht in der Halle, sondern in meinem wunderschönen Zuhause mit meiner Familie. So konnte ich die nötige Energie für die zweite Jahreshälfte tanken.
Fotos: STV
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